Licht

Ein Gastbeitrag von Werner J. Kraftsik

Es gibt Freimaurer, mit denen ich wiederholt inspirierenden Austausch hatte, obwohl ich sie noch nie in meinem Leben gesehen habe oder auch nur ihre Stimme kennen würde. Einer dieser Freimaurer ist Werner J. Kraftsik. Über die Kommentarfunktion meines Blogs kamen wir wiederholt ins Gespräch. Wahrscheinlich wegen seiner tiefgründigen und konstruktiven Art kam mir der Impuls, ihn zu fragen, ob er nicht einen Gastbeitrag auf meinem Blog veröffentlichen möchte. Nur zu gerne willigte er ein.

Bruder Werner J. Kraftsik ist 1946er Jahrgang, verheiratet und dreifacher Vater. Im April 1980 wurde er in die zur Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ (3WK) gehörende Johannisloge „Galilei810“ in Kaiserslautern aufgenommen. In den folgenden Jahrzehnten lernte er im deutschsprachigen Raum sowie in den USA diverse unterschiedliche Lehrarten des Freimaurertums von innen kennen und übte auch verschiedene Logenämter aus. Mittlerweile hat es ihn in die gemischte Freimaurerei verschlagen, wo er aktiver Teil der Loge „Sabina von Steinbach“ des Hochgradsystems des „Alten und Angenommenen Schottischen Ritus von Deutschland“ ist.

Im Laufe der letzten 5 Jahre hat Bruder Werner J. Kraftsik mehrere Bücher zum Freimaurertum veröffentlicht. Näheres hierzu findet Ihr auf seiner Homepage. Ich möchte hier aber nicht unterschlagen, dass seine Veröffentlichungen unter Freimaurern bisweilen auch polarisierten und es durchaus auch Freimaurer gibt, die diese kritisch sehen.

Das ändert nichts daran, dass ich viele der Impulse und Perspektiven des Bruders Werner J. Kraftsik als derart bereichernd empfinde, dass es mir eine Ehre ist, einen Teil davon auf meinem Blog veröffentlichen zu dürfen. Die folgenden Gedanken entstammen seinem aktuellsten Buch mit dem Titel „Licht – Ursprung und Ziel der Freimaurerei!“. Ganz bewusst lässt er diesen Blogartikel mit offenen Fragestellungen enden, um – so die Hoffnung – beim Leser eine Initialzündung für weitere eigene innere Reflektionsprozesse zu setzen.

Doch genug der Vorrede, lest einfach selbst…

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LICHT

Wer sich als Suchender, oder als Freimaurer, mit den in der Freimaurerei verwendeten Symbolen beschäftigt, stößt von Anfang an auf ein immer wiederkehrendes Symbol: LICHT! Eine neugegründete Loge wird mit einer „Lichteinbringung“ eröffnet. Jemand, der sich für die Freimaurerei interessiert, wird häufig als ein „Suchender nach dem „Licht“ bezeichnet. Die freimaurerische Initiation wird mit der „Lichterteilung“ vollendet. Eine ordnungsgemäß arbeitende Loge wird durch das Entzünden verschiedener Lichter „erleuchtet“ und das Ende der Arbeit einer Loge wird durch das Löschen der Lichter vollzogen. Welche Bedeutung Licht für Freimaurer hat, zeigt sich auch darin, mit welchen begleitenden Worten das Licht gelöscht wird:
„Lösch aus du Licht, die Arbeit ist vollbracht,
wer weisen Sinnes – fürchtet nicht die Nacht!
Und ist ihr Dunkel noch so schwarz, so dicht,
des Starken Wahlspruch ist: Durch Nacht zum Licht!
Wer Schönheit hat ist seither selbst gewiss,
ihm leuchtet selbst die Finsternis!“

Fragt man „Initiierte“ konkret danach, was das Licht für sie bedeutet, sind die Antworten oft eher wenig konkret und lauten z.B.: „Mir wurde es seinerzeit als Metapher für Erkenntnis beschrieben.“ Um welche Art Erkenntnis es sich handelt konnte nicht angegeben werden, weil das nie thematisiert worden sei, eine >Eigeninterpretation< lautete: „Aus dem Bauch heraus würde ich auf Selbsterkenntnis oder Bewusstsein (wie bei Prometheus) tippen, was automatisch zu der Frage führt, was man in sich erkennen soll?“ Auch eine Antwort: Es geht um das Streben nach Erkenntnis, sein Wissen erweitern, Ideen entwickeln, sich selbst und seine Fähigkeiten entdecken und ausbauen… Manche antworteten, sehr kryptisch: „Wer suchet, der findet“ und dokumentierten damit, dass neu eingeweihte Freimaurer mit solchen Antworten sich alleine gelassen fühlen müssen, und damit die eigene Ahnungslosigkeit bestätigt scheint und man diese Frage (Suche) als unangemessen empfindet. Manche Antworten weisen darauf hin, sich selbst in seiner geringen oder höheren Bedeutung zu erkennen und entpuppen sich als sehr allgemeine und im Grunde nichtssagende Erklärungen.

Was also ist Licht? Das für Menschen wahrnehmbare Licht ist ein relativ schmaler Teil der insgesamt sehr umfangreichen Elektromagnetischen Strahlung, die von Ultraviolett (Höhen- und Gammastrahlung) bis zu Infrarotstrahlung in den vielfältigsten Erscheinungsformen reicht. Die Ursache des Lichtes ist, wie die gesamte Existenz des uns bekannten Universums, im sogenannten „Urknall“ zu finden. Aus dieser Singularität dehnte sich die konzentrierte Energie aus, ließ Licht und Materie entstehen, legte sämtliche Naturgesetze fest und sorgte damit für das Entstehen von Allem.

Wenn Freimaurer heute das Licht als wesentliches Symbol ihrer Arbeit nutzen, dann ist dies nichts anderes als der Respekt vor der dahinter steckenden Schöpferkraft oder dem Prinzip als der Ursache allen Seins. Aus diesem Grund verehren Menschen das Licht als Symbol für diese Kraft in der Manifestation ihrer unterschiedlichen Gott-Vorstellungen. Freimaurer halten daher zu Recht das Licht für eine essentielle Voraussetzung ihrer Arbeiten, weil ohne Licht nichts existieren würde. Wenn Licht als die Ursache allen Seins erkannt wird, dann auch als die Ursache menschlichen Lebens, das folgerichtig sowohl als Materie, als auch aus Energie, als Teil des Gesamtspektrums, bestehen muss.

Damit werden, für mich, die Hinweise auf „den ewigen Osten“ sinnvoll, weil nach den bekannten Energieerhaltungssätzen Energie (unsere Körper sind materialisierte Energie) allenfalls umgewandelt, nicht aber zerstört wird. Wohin geht „unser Licht“ nach dem Ende unserer Materie? Kehren wir zurück zum Ursprung? Wie geschieht das und was geschieht dann? Gibt es so etwas wie eine Aufgabe, vielleicht sogar eine Art Kreislauf?

Welche Kraft steckt dahinter und können wir diese Kraft erkennen? Könnte es unsere Aufgabe sein, diese Kraft zu erkennen, sie zu nutzen um unser Hier und Jetzt im Sinn dieser Kraft zu verändern? Diese Kraft hat, für mich, einen Namen. Es scheint sinnvoll und zugleich „lohnend“ zu sein, danach zu suchen um damit zu arbeiten. Ich denke, wir könnten damit Antworten auf die Fragen dieser Welt finden.

(Werner J. Kraftsik,
12. März 2020)

4 Gedanken zu “Licht

  1. Ich will ganz offen sagen, ich bin von all den Büchern die „Werner J. Kraftsik“ veröffentlicht hat nicht überzeugt und vermute das gleiche vonseinem neuen Buch.
    Ich denke er benutzt das hier auch um wieder Werbung zu machen.
    Übrigens ist Werne kein Bruder Freimaurer mehr, das sollte man bedenken!!

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  2. Wie viele meiner Bücher, Hajo Naber, hast du denn gelesen?
    Ich erinnere mich, dass du eines meiner Bücher, das ich VOR ERSCHEINEN über FaceBook bekannt gemacht habe, fürrchterlich „zerrissen“ hast, obwohl du nicht eine Zeile gelesen haben konntest, weil es überhaupt noch nicht auf dem Markt erhältlich war.
    Jeder ernsthaft Autor wird sich mit ernsthafter Kritik immer auseinandersetzen, weil sie ihm hilft, seine Arbeit zu verbessern.
    Deshalb stehe ich mit einigen Brüdern und auch Nichtfreimaurern in schriftlichem Dialog und lerne aus deren konstriuktiver Kritik.
    Man muss dir, als langjährigem Freimaurer hoffentlich nicht erklären wer,wann und wie lange Freimaurer ist. Niemand soillte dich, als langjährigem Meister und mit Erfahrungen aus unterrschiedlichen Ämtern und Logen, darüber belehren was Redlichkeit und Toleranz bedeutet, gestatte mir aber bitte, dass ich darauf hinweise.

    Man muss sich nicht mögen – aber man sollte sich respektieren. Es wäre der Sache dienlich, wenn du entweder deine Buchkritik präzisieren oder, wenn du das nicht kannst, schweigen würdest.
    Mit brüderlichem Gruß
    Werner J. Kraftsik
    .

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    • Lieber Bruder HaJo,
      lieber Bruder Werner,

      witzigerweise sind meine Beziehungen zu Euch beiden sehr ähnlich: Ich bin Euch beiden im wahren Leben noch nicht über den Weg gelaufen, schätze Euch aber aufgrund des Online-Austausches, den wir bisher hatten und aufgrund dessen, was ich von Euch online mitbekommen durfte. 🙂

      Nachträglich habe ich in meiner Einleitung die Angaben zu Werners Logenzugehörigkeit noch ergänzt.

      Der Artikel von Werner ist stimmig und passt inhaltlich sehr gut auf diesen Blog. Daher bin ich froh, dass ich ihn hier veröffentlichen durfte.

      Was Eure Auseinandersetzung hier angeht, glaube ich, dass der Grund dafür in der Vergangenheit liegt. Wenn Ihr Interesse habt, diesen aus der Welt zu schaffen, wäre es meines Erachtens nach das Beste, sich zusammen zu setzen und das von Angesicht zu Angesicht zu klären.

      Lieben brüderlichen Gruß!

      Hagen

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  3. Lieber Br. Hagen,
    da geht es mir wie dir:
    Ich bin Hajo Naber selbst auch nie begegnet, meine Kontakte zum ihm . beschränkten sich lediglich auf wechselseitige Kommentare in Internetforen.
    Dass ich angesichts permanent schrumpfender Mitgliederzahlen und „schlafender Logen“ seinen als Großloge bezeichneten SGovD als
    „die kleinste Großloge der Welt“ mit weniger als 100 Personen bezeichnet habe, war eine rethorische Spitze als Reaktion auf seine Verbalangriffe gegen meine damalige Loge.

    Dabei griff er meine Loge etwa so an, wie ich das in meiner o. a. Antwort in Bezug auf meine Bücher beschrieben habe – substanzlos.

    Kritische Auseinandersetzungen mit den Aussagen anderer, insbesondere, wenn man sich als Brüder bezeichnet, sollten sachlich und konstruktiv geführt werden. Dazu habe ich ihn – leider erfolglos – zu einer substantiellen Kritik aufgefordert.

    Meine Bücher zur Freimaurerei sind insgesamt meine Auseinandersetzung mit einem für mich wesentlichen Teil meines Lebens.
    Die Reaktionen, Fragen und Antworten der Leser haben zu Positionsbestätigung, wie – änderungen beigetragen und geholfen, die so gewonnenen Erkenntnisse selbst zu verarbeiten, aber auch weiter zu geben.

    Ein früheres Buch – Pinocchio, Ein freimaurerisches Ideal – war schon bei mehreren Gästeabend in verschiedenen Logen, unterschiedlicher Obedienzen Gegenstand fruchtbarer Diskussionen zwischen Suchenden und Freimaurern.

    Weil LICHT ein primäres und wesentliches Symbol der Freimaurerei ist, wäre es schön, wenn über dieses Symbol und nicht mehr über zwischenmenschliche Differenzen gesprochen werden könnte.
    Vielleicht könnten die daraus sich ergebenden Erkenntnisse künftig mehr Harmonie untereinander bewirken, was mein wirkliches Anliegen ist.

    Mit brüderlich verbundenen Grüßen
    Werner J. Kraftsik

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