Eigentlich war der ganze Weg seit jeher vorgezeichnet… Er hatte ausgebreitet vor mir gelegen. Die ganze Zeit schon. Ich war wohl nur nicht achtsam genug gewesen, es auch zu sehen…
Zu Anfang war alles irgendwie noch stimmig gewesen. Die Richtung schlüssig, die Entwicklungen nachvollziehbar. Eins hatte auf dem anderen aufgebaut. Hatte ich einen Schritt gemacht, zeichnete sich der nächste bereits ab.
Doch mit einem Mal fand ich mich an diesem seltsamen Ort wieder. Hier war plötzlich nichts mehr stimmig. Meine Erwartungen waren enttäuscht. Dieser Ort stellte einen abrupten Bruch dar. Einen Bruch zu allem, was vorher war. Einen Bruch zu allem, was ich erwartet hatte.
Dieser Ort erzählte die Geschichte von Tod und Sterben. Das Alte war nicht mehr. Doch ebenso war auch das Neue noch nicht. Dieser Ort war weder noch.
Hier fand das ewig gleiche Ringen statt. Dieses Ringen, in das die Menschheit von Anbeginn an gefangen ist. Und dieser Ort nahm mich mitten hinein in diesen Kampf. Er riss mich zu Grunde, wo ich zerbrach. Und ließ mich verharren. Er rang mich nieder. Und gab mir die Kraft zu bestehen.
Eine seltsame Traurigkeit durchzog diesen Ort. Oder war es Hoffnung? Mysterium durchströmte hier alles. War dieser Ort Dunkelheit? Ja, war er. Finsternis umschlang mich von allen Seiten. War dieser Ort Licht? Ja, war er. Es schien. Unauslöschlich. Die Dunkelheit hat es nicht überwinden können.
Ich hatte nie beabsichtigt, an diesem Ort zu gelangen. Weder hatte ich ihn gesucht, noch erwartet. Doch als aus meiner Verschwiegenheit inneres Schweigen wurde und aus meinem inneren Schweigen Stille, betrat ich ihn. Es war der Moment, als die Tugend an ihr Ende kam und dem Sein Platz machte.
Wohl niemand, der sich an diesem Ort befand, hatte ursprünglich hierher gewollt. Doch vielleicht war genau das der Grund, weshalb sie alle hier waren. Und beinahe niemand, der diesen Ort wieder verließ, kehrte auch gerne wieder hierher zurück.
Doch in dem Moment, als ich aufhörte, diesen Ort begreifen zu wollen, wurde ich gewahr, wie wunderschön er war. Es war der Moment, in dem ich meinem Inneren erlaubte, dort anzukommen. Und zu sein. Erst jetzt erkannte ich die Pracht und Gegenwärtigkeit, die diesem Ort innewohnte. Er war auf seine ganz eigene Weise zeitlos.
Berührt mich irgendwie tief.
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Das freut mich sehr!
Kannst Du Dir gar nicht vorstellen!
☺🙃☺
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Stimmt. Das überrascht mich jetzt. 🙂
Ich glaube, ich bin diesem Ort auch schon begegnet, nur anders als du. Mit extremer Angst und Überforderung.
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Und wie bist Du aus diesem Ort hervorgegangen?
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verstört, überfordert, verängstig. da gab es die angst für immer in diesem nichts ‚hängenzubleiben‘. habe ein telefonat gebraucht, um die erfahrung zulassen zu können.
einen tag später hatte ich für mich erkannt, dass es diesen ort der leere gibt und gleichzeitig all das lebendige und gefüllte um mich herum.
mir war dann lieber danach mich in der welt der dinge aufzuhalten. 😉
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Ist oft so, glaube ich, in dem Moment, wo wir es zulassen, verliert es seine Macht.
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ja. kann ich mir gut vorstellen.
ich denke, ich bin bei einem schritt davor… zu lernen mit angst umzugehen.
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:o) …
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Herzlichen Dank für diesen zutiefst ergreifenden Beitrag. Ich erkannte einen Bruder im Geiste. Viele Punkte davon habe auch ich erlebt und überlebt. Es gab zuerst eine Zeit des Zweifels, ob mit mir noch alles seinen rechten Weg gehe. Zurück geblieben ist eine umfassende Dankbarkeit für diese Erfahrung und ein tiefer Friede in meinem Herzen.
Barbara G. Merz
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Schön zu lesen, liebe Barbara!
Schön, dass Du durchgegangen bist und Deinen Frieden damit machen konntest!
Und ganz bewegend finde ich immer, wenn jemand meine Artikel auf einer intuitiven Weise nachempfinden kann und so durch sie angerührt wird!
Herzlichen geschwisterlichen Gruß, liebe Schwester im Geiste!
Hagen
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Hallo Hagen
Ein schöner Text, der auch irgendwie zur aktuellen Situation der Menschheit passt.
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Stimmt, jetzt, wo Du es schreibst, erkenne ich diese Dimension auch in dem Text.
Vielen Dank für Deinen Impuls!
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