Glück

Irgendjemand hatte einmal gesagt: „Vierblättrige Kleeblätter bringen Glück.“ Keine Ahnung, woher dieser Aberglaube stammt. Es interessiert mich auch nicht. Denn so lange ich mich zurückerinnern kann, hatten solche Formen des Aberglaubens keine Relevanz für meinen spirituellen Weg.

Tatsächlich? Und warum machten wir uns dann als kleine Jungs auf, möglichst viele vierblättrige Kleeblätter zu finden? Mit „wir“ meine ich mich und eine Handvoll Kumpels, mit denen zusammen ich damals die Grundschule besuchte.

Wir verbrachten Nachmittag für Nachmittag auf den weiten und grünen Wiesen, die sich von unserem kleinen Dörfchen bis heran an das große Sumpfgebiet erstreckten. Stundenlang durchkämmten wir den Klee. Versunken in sein saftiges Grün. Eins mit der Tätigkeit des Suchens. Vollkommen aufgegangen im Augenblick. Gegenwärtig.

Und wie groß war die Freude, wenn einer von uns tatsächlich mal ein vierblättriges Kleeblatt fand. Und gleichzeitig war es Ansporn für den Rest, es ihm gleichzutun. Erst wenn die Sonne über uns oder die Glocke des alten Kirchturms auf dem Marktplatz verkündeten, dass sich der Tag dem Ende entgegen neigt, kehrten wir in unsere Häuser zu unseren Familien zurück.

Mit der Zeit wurde ich ziemlich gut im Suchen von vierblättrigen Kleeblättern. Ich entwickelte einen richtigen Blick für sie und fand auch eine ganze Menge von ihnen. Ich trocknete und presste sie mit Löschpapier zwischen den Seiten meiner liebsten Bücher. Irgendwann quollen meine Lieblingsbücher nur so über von Kleeblättern.

Und haben mir die vierblättrigen Kleeblätter nun Glück gebracht? Ja, ich glaube schon. Das Glück, das sie mir brachten, war die Suche nach ihnen.

3 Gedanken zu “Glück

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