#Gedanke: In den tiefen Schacht

„Ich grabe im Geröll
mit beiden Händen,
meine Finger taub,
die Augen brennen.
Baue mir Berge
aus Schmerz und Fragen,
sollen sie mich unter sich begraben.

Ich gehe mit dem Hammer
in zerfurchte Felsen,
mache keine Pause,
muss Jahre wälzen.
Haue Löcher
in die Angst,
in mein Gewissen.
Erste Brocken
sind aus Kindheit und Vermissen.

Dann hinab
in die Tiefe,
in den dunklen Schacht,
wo die Kerze erstickt
und ich doch weiter mach‘.
Auch wenn hier unten
der Vogel kein Lied mehr singt,
werde ich tonnenweise Schutt
nach oben bringen.

Und irgendwann
unter den letzten Steinen
ein erster Glanz,
ein erstes Scheinen…“

(Bosse,
aus: Steine)

8 Gedanken zu “#Gedanke: In den tiefen Schacht

  1. „… Und irgendwann
    unter den letzten Steinen
    ein erster Glanz,
    ein erstes Scheinen…“

    Der Anfang ist mir ein wenig zu pessimistisch, aber das Ende stimmt.

    Gefällt 1 Person

      • Von der christlichen Mystik her verstehe ich den Text durchaus. Ich sehe die Vergangenheit nur grundsätzlich optimistischer, da ich mich bemühe, sie zu verstehen. Ich versuche mich jetzt auch mal: Die Dunkelheit ist nur so dunkel, wie wir sie uns machen. Polaritäten gehören zu unserem Leben. Die Frage ist, wie wir sie überwinden und da hat jeder eine andere Methode.

        Bis zum nächsten Mal!

        Gefällt 1 Person

        • Liebe Schwester Inka!

          Wahrscheinlich schließen unsere Ansätze sich gar nicht aus. Vielleicht hat ein jegliches einfach nur seine Zeit.

          Den Text von Bosse, den ich mit „In den tiefen Schacht“ überschrieben habe, verstehe ich aus psychologischer Sicht. Manchmal ist es notwendig, in das eigene Unterbewusstsein und die eigene Lebensgeschichte hinabzusteigen, um das Dunkle, was man dort sicher weggesperrt hat und versteckt hält, wieder ans Licht zu holen. Aber auch hier gilt: Ein Jegliches hat seine Zeit.

          Gesegneten Gruß!

          Hagen

          Gefällt 1 Person

          • Ich habe langsam das Gefühl, einiges würde ich lieber woanders mit Dir besprechen. Natürlich muss man sich immer wieder selber reflektieren. Denn nichts anderes ist ja eine unserer Aufgaben – zumindest bei uns. Und wenn ich mich selbst reflektiere, dann gehe ich doch automatisch tiefer und überlege, warum ich so gehandelt habe.

            Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar